12V, 18V und 36V – Was muss ich über die Akku-Technologie wissen?
Bei Elektrowerkzeugen geht der Trend immer mehr in Richtung Akku. Das hat den Vorteil überall, mobil und ohne externe Stromquelle arbeiten zu können. Wenn sich die Akku- und Zelltechnologie in den nächsten 5-10 Jahren weiterhin so rasant entwickelt, wie in den vorherigen 10 Jahren, werden kabelgebundene Geräte in Zukunft in fast allen Bereich die Ausnahme darstellen. Doch wer sich ein Akku-Gerät kaufen möchte, findet sich in einem wirren Dschungel an Produktangaben wie Watt, Ampere, Volt, Lithium, brushless … wieder. Was davon alles nur Marketing der Hersteller ist und was schlussendlich wichtig für die Entscheidung der Maschine ist, versuche ich euch hier verständlich zu erklären.
Heutzutage kann sich wahrscheinlicher keiner mehr die Arbeit ohne einen Akkubohrschrauber vorstellen. Der Akkubohrschrauber war in den 70er Jahren eines der ersten Geräte, die als Akkuvariante angeboten wurden und stellt den Inbegriff kabelloser Freiheit dar. Diese Entwicklung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer weiterentwickelt. Aktuell bieten alle großen Elektrowerkzeughersteller fast jede Maschine auch oder ausschließlich als Akkuvariante an. Die Vision der kabellosen Baustelle rückt somit immer näher.
Watt, Volt, Ampere – Was bedeuten die einzelnen Begriffe eigentlich?
Im Begriffs-Dschungel von Watt, Volt und Ampere wissen viele Anwender nicht, welcher Begriff für was steht bzw. welche Angaben für mich und meine Anwendungen entscheidend sind. Fangen wir an mit Volt. In Volt wird die Spannung (V) eines Akkupacks gemessen. D.h. je höher die Spannung (Volt) eines Elektrowerkzeugs angegeben wird, desto leistungsfähiger und stärker ist die Maschine. Kommen wir zu Ampere (A), Ampere beschreibt die Kapazität des Akkupacks. Dies wird bei Elektrowerkzeugen immer in Amperestunden (Ah) angegeben. Als einfache Eselsbrücke kann man den Vergleich mit einem Auto heranziehen. Dabei stellen die Amperestunden (Ah) die Tankgröße und die angegebene Spannung (V) die PS des Autos dar. D.h. je größer der Tank (Ah) des Autos, desto länger kann es am Stück fahren. Je mehr PS (V) ein Auto, desto mehr Leistung bringt es auf die Straße. Nimmt man die Spannung (V) und die Kapazität (Ah) zusammen, ergibt sich der Energiegehalt eines Akkupacks, sprich die Wattstunden (Wh).
Spannung (V) * Kapazität (Ah) = Energiegehalt (Wh)
Bei Akkus kommt immer auch der Begriff Lithium oder Lithium Ionen (Li-Ion) auf. Dabei handelt es sich um den Akkutyp. In den Anfängen der Akkutechnologie wurden Akkus mit Nickel-Cadmium- (NiCd) oder Nickel-Metallhydrid-Akkus(NiMH) hergestellt. Diese Technologie ist seit der Einführung von Lithium Ionen Akkus veraltet und wird nicht mehr verwendet. Grundsätzlich gibt es heute nur noch Lithium Ionen Akkus. Die Lithium Ionen Technologie hat gegenüber der alten NiCd- oder NiMH-Technologie eine höhere Kapazität, ist leistungsfähiger, hat eine längere Lebensdauer und besitzt keinen Memory Effekt. Damit ist auch der Mythos des Memory Effekts bei Lithium Ionen Akkus begraben. D.h. auch bei einem Ladestand von 30% kann der Akku ohne Bedenken geladen werden.
Voltklassen
Mittlerweile haben sich bei den Elektrowerkzeugen drei Voltklassen im Markt etabliert. 10,8V bzw. 12V, 18V und 36V. Die Voltklasse von 14,4V sieht man nur noch vereinzelt im Markt. Die großen Elektrowerkzeughersteller entwickeln keine neuen Produkte in dieser Klasse mehr, da die Leistung der früheren 14,4V Maschinen heute schon durch die 10,8V bzw. 12V Geräte erreichtwird.
10,8V bzw. 12V
Warum schreibe ich die ganze Zeit 10,8V bzw. 12V? Die Vermarktung von 12V Maschinen ist eine Art Marketingtrick der Hersteller (dazu später noch mehr). D.h. egal ob hier 10,8V oder 12V steht, es handelt sich um die gleiche Spannung und somit um Maschinen mit der gleichen Leistung. Im Folgenden werde ich nur noch von 12V sprechen, da sich diese Angabe im Markt durchgesetzt hat. Für welche Anwendungen sind die kleineren 12V Maschinen nun zu verwenden? Ganz einfach, Anwendungen mit geringer bis mittlerer Leistungsanforderung sind ideal mit den 12V Maschinen zu erledigen. Die Montage von Möbeln, Bohren von Löchern von bis zu 25mm (Weichholz) oder auch das Schleifen von kleineren Flächen kann problemlos von diesen kleinen Kraftpaketen erledigt werden. Die Vorteile von den 12V Maschinen sind vor allem das geringere Gewicht sowie die kleine und kompakte Bauform. Gerade im Heimwerkerbereich können meiner Meinung nach 80% aller Anwendungen mit 12V Geräten gemeistert werden.
18V
Die 18 Volt Maschinen sind die Allzweckwaffe unter den Voltklassen. Diese Klasse ist am weitesten im Markt verbreitet und bietet die größte Auswahl an unterschiedlichen Geräten. Man kann sagen, dass die 18V Klasse das Brot und Butter Geschäft der großen Hersteller ist. Maschinen im 18V Bereich eignen sich für fast alle Anwendungen. Akkubohrschrauber im 18V Bereich können Löcher mit einem Durchmesser von 65mm (Weichholz) bohren, Bohrhämmer mit bis zu 8,7 Joule schaffen Bohrlöcher von bis zu 40mm (Beton), Handkreissägen schaffen eine Schnitttiefe von bis zu 68mm oder auch halbstationäre Maschinen, wie eine Kapp- und Gehrungssäge, werden mittlerweile von 18V Akkus betrieben. Wie ihr seht, gab es in den letzten Jahren einen sehr großen technologischen Fortschritt in diesem Bereich. Anwendungen, bei denen man vor 10 Jahren nie gedacht hätte, dass eine Akkumaschine sie durchführen kann, sind heutzutage schon im 18V Bereich möglich. Gerade im 18V Bereich bieten alle Hersteller das größte Portfolio an. D.h. wenn man noch gar keine Elektrowerkzeuge hat, bietet die 18 Volt Plattform (egal welcher Hersteller) eine gute Grundlage für die ersten Maschinen.
36V
Die dritte große Voltklasse sind die Geräte mit 36 Volt. 36V Maschinen sind für extreme Anwendungen geeignet. Sprich sehr leistungsstarke Anwendungen, bei denen hohe Ströme über einen längeren Zeitraum benötigt werden. Beispielsweise beim Trennen von dicken Metallplatten/–rohren, Schleifen von großen Flächen mit einem Zweihandwinkelschleifer oder beim Rasenmähen werden 36V Geräte verwendet. Viele Hersteller haben auch die technische Lösung gefunden, anstelle eines 36V Akkupacks einfach 2 x 18V Akkupacks zu nutzen. Somit spart sich der Kunde den Kauf eines Akkus einer neuen Voltklasse, wenn er bereits Akkus der 18V Klasse besitzt. Die 36V Klasse spielt im Bereich der Heimwerker aber eine untergeordnete Rolle. Im Profibereich, in dem leistungsstarke Anwendungen deutlich häufiger eine Rolle spielen, ist diese Voltklasse deutlich wichtiger.
Weitere Voltklassen
Einige Hersteller bieten auch noch weitere Voltklassen an, wie beispielsweise Milwaukee mit ihrer MX Fuel Akku-Reihe (72V), DeWalt mit seiner Flexvolt Technologie (54V) oder auch Makita mit ihrer 40V Reihe. Diese Voltklassen sind Stand jetzt aber eher die Exoten und werden wenn überhaupt nur im Profiumfeld benötigt. Für den ambitionierten Heimwerker bzw. den „normalen“ Handwerker reichen die drei etablierten Voltklassen 12V, 18V und 36V völlig aus.
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8 Kommentare
Vielen Dank für Ihre aufschlussreiche Informationen !
Zurückhaltend war ich bisher mit dem Erwerb von Lithium-Geräten , weil keinerlei Auskunft weder über die Akku-Dauer , noch Preis zu erhalten war .
Zu letzterem war sogar 50% des Gerätekaufs die Rede ….
Vielleicht könnten Sie hier noch informativ ergänzen ?
Mit freundlichen Grüßen
Richard Bongartz
Hallo Herr Bongartz,
beziehen Sie sich mit Ihrer Frage auf den neuen Artikel der Bosch PRO Deals bzw. den Metabo Deal mit den 50%?
Akku-Dauer ist natürlich immer stark abhängig von dem jeweiligen Akku sowie von der Maschine in der der Akku genutzt wird. Da kann ich Ihnen keine pauschale Antwort geben. Die Preise von Akkus und Akku-Maschinen sind alle im Internet ersichtlich.
Viele Grüße
Werkzeug-Insider
Vielen Dank für Ihre aufschlussreiche Informationen !
Zurückhaltend war ich bisher mit dem Erwerb von Lithium-Geräten , weil keinerlei Auskunft weder über die Akku-Dauer , noch Preis zu erhalten war .
Zu letzterem war sogar 50% des Gerätekaufs die Rede ….
Vielleicht könnten Sie hier noch informativ ergänzen ?
Mit freundlichen Grüßen
Richard Bongartz
ich habe eine Frage :
Ich betreibe mehrere E-Geräte mit 36V Akkus, von denen ich einige besitze.
Nun möchte ich mir ein 18V Gerät (Säbelsäge) zulegen – kann ich diese auch mit
meinen 36 V Akkus gefahrlos betreiben ?
Mfg
Andreas
Hallo Andreas,
nein das geht nicht. Das sind zwei unterschiedliche Systeme mit unterschiedlichen Aufnahmen für den 36 Volt Akku und für den 18 Volt Akku.
Da musst du wohl oder übel noch 18 Volt Akkus dir zulegen. Von welchem Hersteller hast du das 36 Volt System?
Viele Grüße
Werkzeug-Insider
Klasse erklärt, hat mir weiter geholfen, vielen Dank!
Top Beitrag! Danke!
Manche Fragen sind bei mir noch offen:
– Welches 18V Akkusystem ist am verbreitesten?
– Welche 18V Akkusysteme nutzen Elektriker am meisten?
Danke und LG
Hallo Henry,
in Deutschland würde ich Bosch vorne sehen bei der Verbreitung des Akkusystems. Ansonsten wird noch viel Makita genutzt.
Im Fall Elektriker würde ich auch Bosch blau tippen (ist aber nur ein Bauchgefühl). Empfehlen würde ich die beiden AKku-Allianzen AmpShare (Bosch blau) und CAS (Metabo). Hier hast du neben den „Standard“-Maschinen auch viele „Spezial“-Maschinen für ein bestimmtes Gewerk.
Viele Grüße
Werkzeug-Insider