5 Dinge worauf Du beim Kauf deines Akku-Bohrschraubers achten solltest

Kein Werkzeug ist mehr Symbol für die Arbeit auf der Baustelle oder zu Hause als eine Bohrmaschine bzw. der Akku-Bohrschrauber. Wenn es etwas zu tun gibt, muss wahrscheinlich irgendwo ein Loch gebohrt, eine Schraube entfernt oder eine Befestigung angebracht werden. Wenn die alten Ägypter oder Römer, die in irgendeiner Form Bohrer benutzten, nur sehen könnten, wie die Technik ihre Konzepte verbessert hat. Wir müssen nicht einmal so weit in der Geschichte zurückgehen. Unsere eigenen Großväter benutzten Handbohrmaschinen mit einem Kurbelmechanismus oder einfach einem T-Griff und etwas Ellbogenschmiere. Seitdem haben die Hersteller Bohrmaschinen mit Kabeln elektrifiziert und dann mit Lithium-Ionen-Akkus ausgestattet. Zum Glück kommen wir in den Genuss dieser Innovationen, die uns die Arbeit erleichtern und uns mehr Kontrolle geben. Aber die Anforderungen an einen Profi-Akku-Bohrschrauber unterscheiden sich von denen, die ein Heimwerker benötigt.

Im Allgemeinen ist dies eine gute Übersicht sowohl für den professionellen Handwerker sowie für den Heimwerker. Die Bedürfnisse an einen guten Bohrschrauber unterscheiden sich aber nicht nur nach Profi- und Heimanwender, sondern auch stark je nach Gewerk. Deshalb ist diese Übersicht nur eine grobe Orientierung für den Bereich Akku-Bohrschrauber.

1. Motor (bürstenlos vs. bürstenbehaftet)

Einige Leser werden mit dem Artikel über den Unterschied zwischen bürstenbehafteten und bürstenlosen Motoren vertraut sein, hier nochmal der Link zum Artikel über die Unterschiede der beiden Motoren. Bürstenmotoren sind physikalisch kommutiert, was bedeutet, dass im Motor ein Kontakt zwischen den Bürsten und dem Kommutator besteht. Dies führt zu Reibung, Hitze und Verschleiß an den Bürsten, die im Laufe der Zeit ersetzt werden müssen. Bürstenlose Motoren sind elektronisch kommutiert. Dadurch wird dieser Verschleiß beseitigt und die Lebensdauer des Motors verlängert. Aber das ist noch nicht alles: Bürstenlose Motoren ermöglichen eine intelligente Elektronik, d. h. eine Kommunikation zwischen Motor und Akku, die die Leistung maximiert und vor schädlichen thermischen Überlastungen schützt. Bürstenlose Motoren sind außerdem leichter, aber – wie ihr bei all diesen Vorteilen vielleicht schon vermutet habt- auch teurer. Die Hersteller schreiben sehr oft auf die Maschine, dass ein brushless Motor verbaut ist (meist mit der Abkürzung BL für brushless).

2. Größe und Leistung

Technologie führt oft zu Formatkriegen, die im Nachhinein zu merkwürdigen Produktangeboten führen. Schließlich einigen sich Verbraucher und Hersteller auf eine Art Standard – denken Sie an VHS und Betamax oder Blu-Ray gegen DVD. Eine Andeutung davon findet sich in den Lithium-Ionen-Nennspannungen, die die Hersteller im Laufe der Jahre in 6, 9,6, 14,4 und anderen verschiedenen Stufen angeboten haben. Aber im Großen und Ganzen gibt es jetzt 12-V- und 18-V Akku-Bohrschrauber. Einige Marken (vor allem im DIY-Bereich) versuchen den Markt ihren 20-V-Reihen zu verwirren, was aber nicht mehr als ein Marketingtrick ist, denn 20 V und 18 V sind ein und dasselbe. Auch hier habe ich in der Vergangenheit schon einmal einen Artikel verfasst.

Wie sieht es mit 12-Volt- und 18-Volt-Werkzeugen aus? Gute Frage! Ich habe mich mit dieser Frage eingehend auseinandergesetzt. Wenn Du nicht gerade in einer Zimmerei tätig bist, kannst Du wahrscheinlich 80-90 % Deiner Arbeit (und Aufgaben im Haushalt) mit einem 12-V-Werkzeug erledigen. Sie sind leichter, lassen sich schneller aufladen (zumindest im Moment), sind kleiner und preiswerter. Allerdings wirst Du immer noch auf schwierige oder hartnäckige Aufgaben stoßen, die 18-Volt-Muskelkraft erfordern.

3. Geschwindigkeit und Handling

Einige kleinere oder weniger teure Akku-Bohrschrauber haben nur eine Drehzahl bzw. einen Gang. Viele Schrauber haben jedoch sowohl einen Schalter für niedrige als auch für hohe Drehzahlen, d.h. zwei unterschiedliche Gänge. Die Höchstgeschwindigkeiten reichen von etwa 500 bis 3.800 U/min oder mehr. Bei Akku-Bohrschraubern und auch Bohrhämmern liefern niedrigere Drehzahlen ein höheres Drehmoment. Höhere Drehzahlen erzeugen weniger Drehmoment. Die Wahl hängt natürlich von dem zu bohrenden Material oder dem verwendeten Befestigungselement ab. Als kleine Faustformel kann man sagen, dass bei sehr harten Materialien wie Metall eher hohe Drehzahlen und dadurch niedrigere Drehmomente benötigt werden. Bei weicheren Materialien wie Holz sind eher niedrigere Drehzahlen und ein höherer Drehmoment gefordert.

Zwei Drehzahlen reichen für 90% der Nutzer aus. Es gibt aber auch einige Akku-Bohrschrauber mit drei Geschwindigkeiten. Diese zweite Geschwindigkeit füllt eine schöne Lücke und ermöglicht schnelleres Bohren in härteren Materialien. Hin und wieder stößt man sogar auf einen 4-Gang-Schrauber wie den Fein ASCM 18 QM SELECT oder auch den Festool QUADRIVE TDC 18/4, der viel Kontrolle für nuancierte Arbeiten bietet. Aber selbst mein kleiner 12-Volt-Schrauber von Bosch (blau) verfügt über einen variablen Geschwindigkeitsauslöser (ebenso wie die größeren 18-Volt-Geräte). In der Regel findet man mehr Variabilität und Kontrolle, als man auf den ersten Blick sieht.

4. Drehmoment und Anwendungsgebiet

Wie viel Drehmoment brauchst Du also wirklich? Einige Akku-Bohrschrauber erreichen bis zu 150 Nm (harter Drehmoment), andere liegen im niedrigen 30 Nm Bereich. Es gibt mehrere Klassen von 12 V bis 18 V Kompakt- und 18 V Hochleistungsbohrschraubern. Generell gilt: Je höher die Klasse, desto höher das Drehmoment und desto größer die Abmessungen.

Hast Du schon einmal den Kopf einer Schraube rund gemacht, als der von Dir verwendete Schraubendreher-Bit seinen Sitz verließ und Schäden verursachte? Oder hast Du schon einmal eine Schraube unter die Oberfläche des Materials getrieben, obwohl Du sie nur bündig haben wolltest? Oder noch besser: Ist der Schraubenkopf schon einmal während des Eindrehens abgebrochen? Wenn ja, hast Du aus erster Hand Erfahrung mit übermäßigem Drehmoment bekommen. Das ist nicht schön. Du willst gerade genug Drehmoment, um die Aufgabe zu erledigen, ohne Schaden anzurichten.

Die Zahlen, die das Bohrfutter einkreisen, stehen für die Einstellungen der Kupplung, die das Drehmoment modulieren. Je niedriger die Zahl ist, desto geringer ist das Drehmoment. Für feine Arbeiten oder weiche (billige) Befestigungselemente, die sich leicht verformen, ist ein niedriges Drehmoment am besten geeignet. Für dichtere Materialien, in die sich der Bohrer tief einbohren muss, ist ein hohes Drehmoment am besten geeignet.

5. Weitere nützliche Funktionen

Einige Funktionen sind mittlerweile Standard und ich muss sie vielleicht nicht einmal erwähnen – aber ich mache es trotzdem! Werkzeuglose Bohrfutter sind eines dieser Merkmale. Obwohl es praktisch ist, einen Bohrer oder einen Bit in das Bohrfutter einzuspannen, indem man den Bohrer vorwärts einführt, das Bohrfutter festhält und den Abzug betätigt, sind wir ein wenig traurig, dass junge Leute heute nicht mehr das Vergnügen haben werden, nach einem Bohrfutterschlüssel zu suchen oder sich die Haut im Bohrfutter und in den Zahnrädern des Schlüssels zu verfangen.

Bohrfutter gibt es jedoch immer noch sowohl aus Kunststoff als auch aus Metall. Kunststofffutter scheinen genauso fest zu halten wie die aus Metall, aber sie verschleißen leichter, wenn sie in engen Räumen an Gegenständen reiben. Ich bevorzuge Vollmetall-Bohrfutter, die die Bits und Bohrer wirklich festhalten, so dass sie nicht herausfallen können.

Beim Bohrfutter bieten auch schon einige Hersteller ein Schnellwechsel-System an. Bei dem das Bohrfutter einfach abgenommen werden kann und durch weitere Aufsätze, wie z.B. einen Bithalter zu ersetzen. Metabo nennt dabei sein System „Quick System“ an, Bosch nennt es „FlexiClick“ und Festool bezeichnet es als „CENTROTEC Schnellwechsel-System“. Ich bin ein großer Fan dieser abnehmbaren Aufsätzen, vor allem bei Tätigkeiten bei dem man oft wechseln muss zwischen Bohren, Senken und Schrauben. Das erspart einem viel Zeit (wenn man nur einen Schrauber zur Hand hat).

Bei Akku-Bohrschraubern mit einem hohen Drehmoment würde ich immer einen Bohrschrauber mit einer Anti Kickback-Funktion empfehlen. Dieses Feature schützt den Anwender bei einem Verkanten des Werkzeugs und plötzlicher Werkzeugrotation und reduziert das Rückschlagrisiko. Ab ca. 75 Nm harter Drehmoment würde ich die Anti Kickback-Funktion empfehlen. Des Weiteren würde ich ab dieser Leistung auch einen zweiten Handgriff am Schrauber zu nutzen, um eine bessere Kontrolle zu haben. Auch hier gilt natürlich je mehr Features der Akku-Bohrschrauber hat, desto teuer wird das Gerät in der Regel.

Empfehlungen

Je nachdem, ob du schon an eine Akku-Plattform eines Herstellers gebunden bist, habe ich für die großen fünf Elektrowerkzeughersteller meine Favoriten mit den technischen Daten im Vergleich rausgesucht, jeweils in der Einstiegs-, Mittel- und Premiumklasse im 18 Volt Bereich und meine Favoriten im 12 Volt Bereich.

Einsteigerklasse 18V

Mittelklasse 18V

Premiumklasse 18V

Bei Metabo und Bosch ist für den ein oder anderen auch noch herstellerübergreifende Akku-Allianz interessant. Metabo betreibt die Akku-Allianz CAS (Cordless Alliance System) und Bosch betreibt die Akku-Allianz AMPShare.

12V

Wenn ihr eine noch breitere Aufstellung aller Akku-Bohrschrauber der großen Werkzeugherstellerhaben wollt. Könnt ihr auf die Akku-Bohrschrauber Übersicht gehen. Hier könnt ihr alle Schrauber miteinander vergleichen und Filter setzen.

Fazit

Glaubst Du, dass Du jetzt weißt, worauf Du bei einem Akku-Bohrschrauber achten musst? Ich hoffe, dass Du dadurch eine bessere Vorstellung davon bekommst, worauf Du bei einem Akku-Bohrschrauber achten solltest. Wie schon erwähnt gibt es wie bei fast jedem anderen Produkt Einstiegsmodelle mit weniger Leistung und weniger Funktionen und Premiummodelle mit sehr vielen Funktionen. Manchmal ist weniger mehr. Funktionen wie die Konnektivität mit einer App sind insbesondere für einen Heimwerker überflüssig. Mit den 12 Volt Geräten kann man den Großteil aller anfallenden Tätigkeiten (vor allem im Heimwerker-Bereich) bewältigen, für alles weitere würde ich einen Akku-Bohrschrauber der Mittelklasse empfehlen. Die Premiummodelle sind nur für einen kleinen Teil der professionellen Handwerker sinnvoll. Denk daran, dass Du deine Entscheidung für einen Bohrschrauber nicht unabhängig von der ganzen Akkuplattform treffen solltest. Die Entscheidung für eine Akkuplattform ist ein bisschen wie Heiraten – Du bekommst die ganze Familie dazu!

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