Hartes Drehmoment und weiches Drehmoment (Schraubfall) – Was ist der Unterschied?

Hartes Drehmoment vs. weiches Drehmoment – Oft bekomme ich die Frage gestellt, was eigentlich der Unterschied zwischen des weichen und harten Drehmoment bzw. dem weichen und dem harten Schraubfall ist. Die Elektrowerkzeughersteller geben bei Bohrschrauber oder auch Schlagschraubern immer diese beiden Angaben an, um die Leistung der Maschine anzugeben. Es herrscht bei den Nutzern aber oft Verwirrung, was diese Angabe genau bedeuten soll. Bei den Herstellern findet man jedoch keine weiteren Angaben zu diesen Angaben. Die Hersteller scheinen nicht sehr offen zu sein, wenn es darum geht, zu definieren, was diese Begriffe eigentlich bedeuten. Was ist also der Unterschied zwischen hartem und weichem Drehmoment?

Angabe harter Drehmoment und weicher Drehmoment von Bohrschraubern der drei Elektrowerkzeugherstellern DeWalt, Bosch (blau) und Metabo
Harter Drehmoment vs. weicher Drehmoment Herstellerangaben (Quelle: DeWalt, Bosch, Metabo)

Unterschied zwischen hartem und weichem Drehmoment

Drehmoment ist Drehmoment, richtig? Nein, nicht wirklich. Beim Vergleich zwischen hartem und weichem Drehmoment stößt man auf viele verwirrende Zahlen, Begriffe und Variablen. Wie bei vielen quantifizierbaren Ergebnissen in der Werkzeugindustrie spielen auch hier viele Variablen eine Rolle. Versucht zum Beispiel mal, eine solide Drehmomentmessung an einem Schlagwerkzeug vorzunehmen. Ihr werdet feststellen, dass dies sehr viel schwieriger ist und viel mehr Grauzonen aufweist als bei einer Bohrmaschine. Die Schlagwirkung erzeugt eine sehr schnelle Drehmomentkurve, die unglaublich schwer zu messen ist. Die kleinen Details machen einen großen Unterschied.

Der Unterschied zwischen hartem und weichem Drehmoment hängt von dem Material ab, mit dem Du arbeitest. Die Menge der verfügbaren Energie, die in das Futter fließt, ändert sich nicht, aber manche Materialien geben nach, andere nicht. Harte Drehmomente werden am ehesten erreicht, wenn Du Metall auf Metall befestigst, insbesondere auf Edelstahl. Es gibt so etwas wie weiches Metall, bei dem man nicht so hohe Drehmomente ablesen kann wie bei härterem Metall. Außerdem verringert sich beim Eintreiben eines Befestigungselements in Holz das Drehmoment, das der Bohrer aufbringen muss, um weiter zu bohren. Es liegt in der Natur von Hölzern – wie z. B. Kiefer – dass sie nachgeben, wenn der Kopf des Befestigungselements das Ende des Eintreibens erreicht, was bedeutet, dass der Bohrer auf ein „matschigeres“ Ende trifft.

Geht das auch einfacher?!

OK, wie wäre es damit: Es ist der Unterschied zwischen einem Schlag gegen eine Ziegelwand und einem Schlag gegen ein Kissen. Gegen die Wand können Sie mehr Kraft aufbringen, weil sie Ihrer Hand nicht nachgibt (die jetzt übrigens gebrochen ist). Wenn Sie auf ein Kissen schlagen, können Sie nicht so viel Kraft spüren, weil das Kissen dem Schlag nachgibt. Es ist zwar weniger Kraft, aber man muss sich keine Sorgen über den Krankenhausaufenthalt machen. Interessant ist, dass es unwahrscheinlich ist, dass Du die tatsächlichen Zahlen für das harte oder weiche Drehmoment findest. Das für die Herstellung von Befestigungselementen verwendete Metall und das Material variieren. So kann Dein Bohrer in Eiche ein höheres Drehmoment liefern als in Kiefer, einfach weil Eiche ein härteres Holz ist und mehr Widerstand bietet. Dennoch wird er den Wert für das harte Drehmoment bei weitem nicht erreichen. In den meisten Fällen wirst Du mit einem Drehmomentwert arbeiten, der zwischen dem harten und dem weichen Wert liegt.

Fazit

Der Unterschied zwischen hartem Drehmoment und weichem Drehmoment ist also folgender:

Das harte Drehmoment gibt an, wie viel der Schrauber bei der Arbeit mit gehärteten Befestigungselementen und Materialien wie rostfreiem Stahl erzeugt. D.h. beim Schrauben in Metall steigt das Drehmoment gegen Ende des Schraubvorgangs sprunghaft an.

Das weiche Drehmoment ist das maximale Drehmoment, das Du erhältst, wenn Du mit weicheren Materialien, wie z. B. Kiefer, arbeitest. D.h. beim Schrauben in Holz steigt das Drehmoment kontinuierlich an. Am Anfang geht es ganz leicht, mit Zunahme der Versenkung der Schraube wird es immer schwerer, das Drehmoment erhöht sich langsam.

Entscheidend für die Kaufentscheidung bei einem Schrauber sollte immer die Angabe des weichen Drehmoment sein. Dieser Wert ist entscheidend beim Arbeiten mit einem Schrauber.

Tipp: Wenn ein Hersteller nur das „maximale Drehmoment“ angibt, ist das ein harter Drehmomentwert.

Schlagschrauber ziehen eine Radmutter an und zeigen den harten Drehmoment, darunter sind zwei Akku-Bohrmaschinen die jeweils ein Loch in Holz bohren und den weichen Drehmoment darstellen
Harter Drehmoment vs. weicher Drehmoment/Schraubfall

Das könnte dich auch noch interessieren:

Schlagschrauber vs. Schlagbohrer – Was sind die Unterschiede?

Vielfach besteht Verwirrung darüber, was ein Schlagbohrer und was ein Schlagschrauber ist bzw. wo der Unterschied liegt. Beide funktionieren unterschiedlich, und haben daher auch unterschiedliche Einsatzgebiete. Hier erfahrt ihr was der Unterschied zwischen einem Schlagschrauber und einem Schlagbohrer ist. Des […]

Was bedeutet brushless und brushed bzw. bürstenlos und bürstenbehaftet?

Die Hersteller werben immer mit dem Wort „brushless“. Häufig steht das auch direkt auf der Maschine, aber was hat es genau auf sich mit dem Wort „brushless“? Das Geheimnis liegt im Elektromotor der Maschinen. Beim Elektromotor gibt es zwei unterschiedliche Motorentechniken, dabei funktioniert eine mit Kohlebürsten (brushed) und eine ohne Kohlebürsten (brushless).

12V, 18V und 36V – Was muss ich über die Akku-Technologie wissen?

Bei Elektrowerkzeugen geht der Trend immer mehr in Richtung Akku. Das hat den Vorteil überall, mobil und ohne externe Stromquelle arbeiten zu können. Wenn sich die Akku- und Zelltechnologie in den nächsten 5-10 Jahren weiterhin so rasant entwickelt, wie in […]

5 Kommentare

  • Das ist Recht gut erklärt, allerdings heißt es DAS Drehmoment und nicht DER Drehmoment. Das Drehmoment hat nichts mit einem Zeitpunkt zu tun, sondern ist eine physikalische Größe 🙂

    Antworten
    • Hallo Florian,

      danke für dein Feedback. Ich werde das natürlich anpassen 🙂

      Viele Grüße
      Werkzeug-Insider

      Antworten
    • Hi Florian, genauer, und zwar trendmäßig gender gerecht heißt es das/die Drehmoment/-momentin, nur um zu bemerken, in welche Sackgasse/Sackgassin unsere modernen, hochschulstudierten Neo-(pseudo -)Germanistiker/-innen unsere Sprache und Ausdrucksweise führen. In der Folge wir aus lauter Angst, jemanden zu übergehen, verletzen oder zu diskriminieren, lieber nichts mehr sagen, oder es, schriftlich übermittelt, von Google korrigieren zu lassen!
      Charlie Chaplin lässt grüßen! (Modern Times 😉)

      Antworten
      • Och muss hier energisch an Deine schreibliche Korrektheit appellieren. Es sollte statt „In der Folge“ „In das Folg:innen“ heißen.
        Beste Grüssinnen

        Antworten
  • Vielen Dank für Deine Erklärung dessen, was uns die Hersteller an Irreführung geben.
    Was für ein Käse! Mein Auto hat 540Nm an der Hinterachse. Das ist, was Motor + Getriebe maximal dort anliefern können (Das Maximale Drehmoment). Vollkommen egal ob ich auf Schlick, Eis, Asphalt, Eichen- oder Kiefernholz fahre. Es werden maximal 540 Nm geliefert. Inwieweit das Fahrzeug das auch in Vorwärtsbewegung umsetzen kann ist ein ganz anderes Wirkungsthema.
    Das einzige, was jeden Schrauber, jeden Autofahrer und jeden Handwerker interessiert: Wieviel Kraft bekomme ich an der Welle angeliefert, die den Nutzen für den Anwender erzeugt.
    Die Frage nach „wieviel Kraft geht in die elastische oder plastische Deformation des behandelten Materials ein“ ist bei den Kennzahlen eines motobetriebenen Gerätes vollkommen schnuppe.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben